Eine zweifache Flucht in seinem Leben ist unserem Mieter Xhemail Hoxha gelungen: 1994 vom Kriegsschauplatz Kosovo ins sichere Deutschland und 2020 von einer schier aussichtslosen Wohnungssituation zu unserer Genossenschaft.
Es ist das neueste Gebäude des BWV: In nur 14 Monaten Bauzeit haben wir auf einem vormaligen Parkdeck in Frankfurt-Kalbach ein modernes Wohngebäude mit 14 Wohnungen für unsere Mitglieder errichtet. Wir heißen alle neuen Mieter herzlich willkommen! In einer der 4-Zimmer-Wohnungen im Erdgeschoss ist die Familie Hoxha eingezogen, das erste Mal in ihrem Leben haben jetzt die 18-jährige Rudina und ihr drei Jahre jüngerer Bruder Redon jeweils ein eigenes Zimmer, in dem es sich weit besser fürs Abi büffeln lässt als im lauten Ostend, wo der Familie wegen Sanierung gekündigt war. Eine neue bezahlbare Wohnung zu finden war für Bauarbeiter Xhemail Hoxha und seine Frau Sanije aussichtslos, nicht ein einziger Besichtigungstermin kam je zustande.
Vom Maurer zum Mieter: Zwei quälende Jahre in Ungewissheit lösten sich auf, als Vorstandsmitglied Matthias Henties immer wieder ein Bauarbeiter auf der Baustelle auffiel, der besonders engagiert und umsichtig arbeitete. „Als ich erfuhr, in welch einem Dilemma mein Bauarbeiter steckte, empfahl ich ihm, sich beim BWV für die Wohnung zu bewerben, an der er selbst mitgemauert hatte. Viele Mitglieder wollen lieber in Bornheim als Kalbach leben und für uns als Genossenschaft zählt auch der soziale und menschliche Aspekt. Auch meine Eltern haben einen Flüchtlingshintergrund und mich hat die Lebensgeschichte der Familie Hoxha sehr berührt.“
Xhemail Hoxha war Lehrer, TV-Journalist und Dolmetscher im Kosovo, bevor er mit 26 Jahren nach Deutschland flüchtete. Als ehemaliger politischer Gefangener sah er keine Zukunft mehr in der zerrissenen Region. Er ist sicherlich einer unserer belesensten Maurer beim BWV. Hamlet, Buddenbrooks oder Faust gehen ihm noch heute erstaunlich leicht von den Lippen, auch wenn das Studium der albanischen und europäischen Literatur schon Jahrzehnte zurückliegt. „Man muss überleben und sich über Wasser halten“, sagt er. Den Einzug in eine Wohnung mit lebenslangem Wohnrecht empfindet er als „Wiedergeburt“.
